Willkommen in Uganda
- Micha Münzel
- 11. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juli 2023
1. Newsletter vom 11.09.2021

Als wir 6 Freiwillige nach einem 14-stündigen Flug endlich in Uganda ankommen, werden wir alle von dem heißen, ungewohnten Klima erst einmal umgehauen. Ich weiß bis heute nicht, ob mein erster Eindruck des Klimas von den Abgasen des Flugzeugs verfälscht wurde oder ob es hier tatsächlich so viel wärmer als in Deutschland ist. Doch so oder so… man gewöhnt sich hier schnell daran! Wir sind froh, als uns ein bekanntes Gesicht am Ausgang des Flughafens begrüßt. Big John - so wird er von allen genannt - ist der Leiter von dem Projekt, das uns erwartet und zugleich ist er auch unser Gastgeber für die ersten Wochen. Betty und ich verabschieden uns von den anderen Freiwilligen, die in andere Projekte in Uganda gehen werden. Anschließend packen wir unsere vier Koffer auf das Dach des Vans von Big John, in dessen Kofferraum zu unserem Erstaunen auch zwei lebendige Hühner und eine Bananenstaude mitfahren.
„Der Verkehr ist hier verrückt - ganz anders als in Deutschland.“ Das fällt mir als allererstes auf, als wir in dem Auto sitzen und uns auf eine sechsstündige Reise nach Jinja begeben. Noch nie hatte ich so einen Verkehr erlebt. Die Autos fahren hier oft millimetereng nebeneinander her und so etwas wie Verkehrsregeln gibt es an den meisten Kreuzungen nicht wirklich. Als wir bei Big John zu Hause ankommen, lernen wir seine Frau und Kinder kennen und verbringen den ersten Tag zusammen mit seiner Familie. Wir bekommen einen Milchtee von seinen Kindern serviert und essen dazu „Rolex“. Dieses traditionelle Gericht bekommt seinen Namen durch die gebratenen Eier, welche in einer Art Pfannkuchen zusammen mit gebratenem Gemüse eingerollt werden („rolled eggs“).

In den ersten zwei Wochen hier bekommen wir genügend Zeit, die Kultur Ugandas ein wenig kennenzulernen und uns mit der Umgebung vertraut zu machen. Ein paar Mal bekommen wir auch schon die Möglichkeit, die Kinder in dem Projekt und die Schul- sowie Klinikgebäude kennenzulernen. Als wir uns das erste Mal auf dem Gelände des Projektes umschauen, begrüßen uns die Kinder mit strahlenden Gesichtern und freuen sich, uns zu sehen. Stolz führen sie uns durch die Häuser uns zeigen uns ihre Zimmer, in denen sie mit ca. 6 weiteren Kindern schlafen. Wahrscheinlich haben viele dieser Kinder noch nie eine weiße Person gesehen und somit sind besonders unsere Haare und unsere weiße Haut etwas ganz besonderes und müssen erst einmal „ausprobiert“ werden.

Was in diesem Land nicht zu übersehen ist, sind die vielen Bananenpalmen. In den Gärten, am Straßenrand und in der Stadt - überall, wo man hinblickt, sieht man sie. Nicht ohne Grund ist Uganda das Land, in dem am meisten Bananen gegessen und verarbeitet werden. Am beliebtesten ist die Kochbanane, aus der das landesweite Gericht „Matoke“ hergestellt wird. Dazu werden die Bananen gekocht und zu einem Brei verarbeitet - ähnlich wie Kartoffelbrei. Ich merke schnell, dass es hier nicht so viel Auswahl an verschiedenen Gerichten gibt, wie ich es aus Deutschland gewöhnt bin.
Wenn wir so durch die Straßen laufen oder mit Big John im Auto sitzen, bekommen wir von allen Seiten immer wieder das Wort „Muzungu“ zugerufen, was „weißer Mensch“ bedeutet. Doch das ist hier nicht abwertend gemeint - im Gegenteil! Es ist eher eine nette Begrüßung, die einem hinterher gerufen wird, und macht die Offenheit der Menschen hier deutlich.

Ein weiteres wichtiges Thema, an welches ich mich als Deutscher hier besonders gewöhnen muss, ist die Mentalität zur Pünktlichkeit. Wir wollen einen Trip nach Jinja machen und Big John sagt zu uns: „In ein paar Minuten fahren wir los.“ Nachdem wir diesen Satz gehört haben, machen wir uns selbstverständlich zügig fertig. Doch spätestens als wir nach über einer Stunde immer noch am Auto warten, verstehen wir, dass hier ein anderer Stil von Pünktlichkeit gelebt wird.
Uganda ist momentan immer noch im Lockdown und man weiß leider überhaupt nicht, wann er aufgehoben wird. Aus diesem Grund findet noch keine Schule statt und unsere ersten Erfahrungen erwarten uns im Waisenheim und in der Krankenstation.
Liebe Grüße
Euer Micha
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