Weihnachten bei 36°C
- Micha Münzel
- 15. Jan. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juli 2023
Ich wache am frühen Morgen des 25. Dezembers auf und bin noch viel zu müde, um aufzustehen. Anders als in Deutschland wird Weihnachten hier ein Tag nach Heiligabend gefeiert. Hinter mir liegen nur etwa 4 Stunden Schlaf, da Betty und ich bis in die Nacht noch die Geschenke für die Kinder eingepackt haben. Auch in der Nacht zuvor hatten wir eine lange Nachtschicht eingelegen müssen, da wir etwa 450 Plätzchen gebacken hatten. Für alle Mitarbeiter im Projekt, doch hauptsächlich für die Kinder im Waisenheim.
„Doch es liegt ein aufregender Tag vor mir“, denke ich mir, und das motiviert mich letztendlich auch, aufzustehen. Am Tag zuvor erzählte uns Big John, dass es am Morgen als erstes einen Weihnachtsgottesdienst gibt. Wir wären gerne mit in den Gottesdienst gekommen, doch leider kam keiner, um uns abzuholen, wie es eigentlich abgesprochen war. „Gut, dann haben wir eben einen entspannten Start in den Tag, bevor das Fest so richtig losgeht“, sagten wir uns, um das ganze positiv zu sehen. Und darüber hinaus sind die Kinder vom Waisenheim auch zu Hause geblieben.

Gegen 14 Uhr kommt Big John in einem Van angefahren, mit an Bord ein paar Freunde aus Schweden, die mit uns zusammen feiern werden! Wir helfen, einen Tisch für das Essen und ein paar Stühle für die Gäste aufzustellen. Traditionell gibt es Fleisch von einer Kuh, die am Tag zuvor geschlachtet wurde. Man muss dazu sagen, dass alle Kinder dabei waren und zugesehen haben, wie die Kuh mitten auf der Wiese im Projekt getötet wurde. Anders als für mich war es für sie nicht das erste Mal, so etwas mit anzusehen. Zu dem Fleisch gibt es einige Beilagen und sogar Softdrinks für jedes Kind. Das ist was ganz besonderes für die Kinder. Etwas anderes als Wasser zu trinken gibt es hier nämlich nur zu ganz speziellen Anlässen.
Wir genießen die Zeit mit den Kindern zusammen, machen einige Fotos und sehen den älteren Kindern dabei zu, wie sie selbst die Kamera in den Händen halten und Fotos von ihren Geschwistern machen, die stolz mit den Softdrinks in der Hand posieren. So vergehen einige Stunden. Gegen 17 Uhr bringen Betty und ich die Geschenke für die Kinder in einer großen Schüssel raus auf die Veranda. Die Kinder sind ganz aufgeregt und trommeln auch die kleineren Kinder zusammen. Wir verteilen die Geschenke und jedes Kind macht stolz das Geschenkpapier auf. Normalerweise hätten die Kinder ihre Geschenke wahrscheinlich ohne Geschenkpapier verpackt bekommen, doch wir wollten uns ein wenig mehr Mühe geben :) Neben den selbstgebackenen Plätzchen bekommt jedes Kind ein neues Paar Schuhe. Sie freuen sich sehr darüber und viele Kinder kommen zwei oder drei mal zu uns, um sich bei uns zu bedanken. „Was für ein schöner Anblick“, freuen wir uns beide!
Viel Programm gibt es danach nicht mehr. Als die Party am Abend vorbei ist, helfen wieder alle mit, die Tische und Stühle abzubauen. Wir genießen die restliche Zeit des Tages zusammen mit den Kinder, die immer noch beschäftig sind, ihre Kekse aufzuessen.
So ein Weihnachten habe ich bisher noch nicht erlebt und die Zeit mit meiner Familie habe ich natürlich besonders in diesen Tagen vermisst. Doch es war eine Freude für mich, die Zeit mit den Waisenkindern hier zu verbringen und ihnen eine Freude machen zu können. Es war ein ganz besonderes Weihnachten!
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