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7 Tage alleine Urlaub

  • Autorenbild: Micha Münzel
    Micha Münzel
  • 23. Juni 2022
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Juli 2023

“Warum eigentlich nicht? Mal allein Urlaub machen in Uganda - das wäre doch ein Abenteuer!” Es ist Samstagmorgen und ich liege noch immer in meinem Bett. Ich würde noch gerne etwas weiter dösen, doch die Kinder draußen vor meinem Fenster sind bereits hellwach und voll aktiv. Die Gedanken über einen Urlaub alleine lassen mich nicht mehr los und ich fange an, mehr darüber nachzudenken.

 

Ein paar Wochen später sitze ich dann im Taxi - auf dem Weg in Richtung Kampala. Allerdings mit einem etwas anstrengendem Start: Ich weiß zwar, dass eine längere Fahrt im Taxi meist etwas anstrengend ist, doch da ich etwas zu spät losgefahren bin, sind die Straßen bereits überfüllt.

Der Taxifahrer versucht, über alle möglichen Holperwege einen schnelleren Weg zu finden - nicht sehr angenehm, wenn deine Lehne kurz vorher kaputt gegangen ist, wodurch du aufrecht sitzen und dich für eine Stunde lang nicht anlehnen kannst.

Endlich in Kampala angekommen, rufe ich meinen Freund an, den ich aus Jinja bereits kenne und mit dem ich schon viele Musikvideos produziert habe. Er zeigt mir sein Studio und gemeinsam mit ein paar seiner Freunde entspannen wir den Abend dort im Studio.


Gut ausgeschlafen wache ich am nächsten Morgen auf und bekomme einen kleinen Kanister mit kaltem Wasser in die Hand gedrückt. Das ist hier die Art, sich zu waschen und ich probiere es auch aus. Drei Liter reichen aus und ich bin erstaunt, wie wenig Wasser man auf diese Weise beim “Duschen” verbraucht.

Mein Freund bringt mich zum Taxipark, von wo aus ich nach Entebbe fahre. Ich hatte mir zuvor keine großen Gedanken gemacht, was ich in diesen sieben Tagen unternehmen möchte, nur, dass ich die Zeit auf den Ssese-Inseln verbringen möchte. Diese befinden sich mitten im riesigen Viktoriasee und sollen wunderschön sein! In Entebbe angekommen muss ich leider realisieren, dass die Fähre zu den Inseln bereits vor einer Stunde abgefahren ist und diese nur einmal am Tag ablegt.


Enttäuscht hole ich mein Handy raus und google nach einer günstigen Unterkunft. Ich finde ein Gästehaus für 70.000 UGX (17,50€) pro Nacht und lasse mich von einem Boda-Boda dort hinfahren. Da es gerade mal 16 Uhr ist, fahre ich anschließend zurück in die Innenstadt, um etwas von Entebbe zu sehen.

Nach einem ausgewogenen Abendessen umgeben von Palmen am Strand laufe ich in das Einkaufszentrum. Ich entscheide spontan, ins Kino zu gehen, da genau zum selben Zeitpunkt, als ich dort vorbeilaufe, der Film “Jurassic World” in 3D anfängt. So vergeht der erste Tag meines Urlaubs und während ich abends im Bett liege, bin ich gespannt, wie die nächsten Tage aussehen werden.

Pünktlich um 12 Uhr fahre ich am nächsten Tag zur Fähre, die zwei Stunden später ablegen soll. Schon hier beobachte ich einen anderen weißen Mann, der einen Truck und einen Hund mit an der Leine hat. Ich höre, wie er Deutsch spricht und überlege, auf ihn zuzugehen. Doch dazu komme ich nicht, da ich von einem Mitarbeiter gerufen und zum Schiff geführt werde.

Kurze Zeit später legt die Fähre ab und wir begeben und auf eine dreieinhalbstündige Reise über den Viktoriasee. Diese Zeit nutze ich, um auf den deutschen Mann zuzugehen und mich mit ihm zu unterhalten.

Hermann ist Rentner und seit einigen Monaten mit seinem Hund Odhin unterwegs, um einige afrikanische Länder zu bereisen. Wir verstehen und gut (natürlich auch, weil wir weit und breit die einzigen Deutschen und auch Weißen sind) und er bietet mir an, ob ich nicht mit ihm kommen möchte.


Ich überlege nicht lange und nachdem wir mit dem Schiff angelegt haben, fahren wir zusammen zum “Victoria-Resort”. Da mir der Preis für ein Zimmer hier etwas zu teuer ist, lasse ich mir ein Zelt aufbauen, wofür ich nur 25% des Preises bezahle.

“Gibt es einen schöneren Platz zum Aufwachen als hier?”, frage ich mich, als ich am nächsten Morgen vom Vogelgezwitscher aufgeweckt werde, mein Zelt aufmache und den Viktoriasee mit ein paar Palmen direkt vor mir sehe. Ich bleibe noch etwas auf meiner weichen Matratze liegen und genieße den Sonnenaufgang, der langsam den Tag erhellt. “Das nenne ich Urlaub!”


Tatsächlich haben wir am Abend zuvor ein weiteres Ehepaar kennengelernt, dessen Mann auch Deutscher ist. Maria und Achim sind, genau wie Hermann und ich, hier im Resort, um ein paar Tage zu entspannen. So sitzen wir vier also dort, unterhalten uns und essen ein frisches Stück Ananas zum Frühstück. “Damit habe ich definitiv nicht gerechnet”, denke ich mir und freue mich über die gute Gesellschaft.


Nach dem Frühstück machen Hermann, Odhin und ich uns auf, um ein wenig zu laufen. Nach circa einer Stunde laufe ich alleine weiter, mit im Gepäck eine Wasserflasche, mein Handy, meine Kamera und eine Powerbank - das muss für den Tag reichen! Ich erkunde ein wenig die Insel, halte immer mal wieder an, um ein gutes Objekt zu fotografieren und genieße die Landschaft, als ich oben in Kagangala angekommen bin.

Ich laufe an einem etwas abgelegenen Grundstück vorbei und entdecke einen Hund, der sofort auf mich zu rennt. Ich bin ein wenig verwundert, weil man hier auch oft auf Hunde trifft, die sehr menschenscheu sind, doch dieser hier: Wedelt mit dem Schwanz und als ich weiterlaufen möchte, fängt er an, mir zu folgen.

Ich bleibe kurz stehen und überlege, ob der Hund nicht besser hier auf dem Grundstück bleiben sollte, doch er sieht nicht so aus, als müsse er unbedingt hierbleiben. Somit laufen wir gemeinsam weiter. Als er nach drei Stunden immer noch an meiner Seite ist, entscheide ich mich dazu, ihm den Namen “Buddy” zu geben.

Ich bin erstaunt, dass Buddy mir bis zurück zum Victoria-Resort folgt, wo er natürlich auf Odhin trifft. Es braucht ein wenig, doch spätestens, als ich am Abend gemeinsam mit meinen drei neuen Bekanntschaften zum Essen draußen am Pool sitze, verstehen sich auch die beiden Hunde bestens. Ins Zelt lasse ich Buddy zwar nicht, doch er legt sich direkt daneben schlafen.

Am nächsten Morgen mache ich mich nach einem ausgiebigen Frühstück erneut auf, mit dem Ziel, ein schmales Ende der Insel zu erreichen. Ein vierstündiger Weg liegt vor mir, doch ich habe ja Buddy dabei - das wird sicher nicht langweilig. Ich genieße die wunderschönen Landschaften, laufe durch riesige Palmen-Plantagen und einige kleinere Dörfer, bleibe immer mal wieder stehen und genieße die herrliche Aussicht.

Nach vier Stunden Wanderung komme ich an meinem Ziel an und eines hätte ich überhaupt nicht erwartet: Ich bin ganz alleine hier (natürlich mit Buddy)! Besonders, wenn ich die Schönheit dieses Ortes sehe - filmreife Strände, Palmen, Vogelgezwitscher, einfach die reine Natur - dann glaube ich es kaum, dass ich diesen Platz allein für mich habe. Ich ziehe meine Schuhe aus und laufe über den Sandstrand durch das etwas kühle Wasser des Sees.


Für einige Zeit verweile ich hier, bis ich mich gemeinsam mit meinem treuen Begleiter auf den Rückweg begebe. Im Resort angekommen, genieße ich den Sonnenuntergang, während ich mit Hermann bespreche, wo wir die nächsten Tage hinfahren werden.

Noch zwei Tage reise ich zusammen mit ihm und Odhin über die Insel und sehe viele traumhafte Plätze. Als ich nach sechs wunderbaren Tagen wieder im Taxi sitze und auf dem Heimweg in Richtung Jinja bin, denke ich über die tolle Zeit nach und bin sehr zufrieden mit meinem Urlaub - 7 Tage alleine in Uganda. Naja, im Endeffekt war ich ja doch gar nicht so alleine!

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