So richtig angekommen
- Micha Münzel
- 31. Okt. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juli 2023
2. Newsletter vom 29.10.2021Nachdem man in einem fremden Land erstmal so richtig angekommen ist, entdeckt man ganz neue Dinge. Man lernt neue Freunde kennen, fängt an, die Sprache zu sprechen und erfährt Herausforderungen, die man in der ersten Zeit durch die „Alles ist schön und gut-Brille“ nicht gesehen hat.
So richtig angekommen bedeutet…
Neue Freunde - Neue Dinge, die man vermisst
Neue Aufgaben - Neue Kinder im Kinderheim
Neue Erfahrungen - Neue Herausforderungen

Ich merke, dass seit meiner Einreise schon ein paar Wochen vergangen sind und ich mich ein wenig an das Leben hier gewöhne. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass wir jeden Morgen die Mitarbeiter im Projekt schon flüssig in Luganda begrüßen und einen Smalltalk halten können. Somit sagen wir nicht mehr „Good morning“, sondern „Wasuze otya“ oder zu einer Gruppe auch „Masuze motya banyabo ne basebo“, was soviel wie „Guten Morgen Damen & Herren, wie war die Nacht?“ bedeutet. Ich merke, wie wichtig es ist, die Sprache zu beherrschen, um in vertrautere Gespräche hineinzukommen, anstatt nur „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Außerdem müssen wir jetzt nicht mehr bei jedem Wort verdutzt dastehen und wissen nicht, was wir auf die Fragen in Luganda antworten sollen.

Uganda ist momentan leider immer noch im Lockdown, weshalb die Schule weiterhin geschlossen ist. Gottesdienste sind mittlerweile allerdings schon wieder erlaubt und wir durften schon einige Gottesdienste in der Gemeinde von Pastor John (unserem Projektleiter) erleben. Hier haben wir besonders in der ersten Woche eine spannende Erfahrung gemacht. Wir erzählten Big John, dass wir in Deutschland auch gerne Lobpreis machen und wir beide ein Instrument spielen. Doch im Nachhinein hätten wir ihm das vielleicht auf eine andere Art und Weise erzählen sollen, soviel kann ich verraten. Du möchtest wissen, was passiert ist? Dann lies dir hier gerne die ganze Geschichte in meinem Blogbeitrag dazu durch. Dort habe ich darüberhinaus generell einen Gottesdienst hier in Uganda ein wenig beschrieben.

Auch wenn wir immer noch nicht in der Schule arbeiten können, hat sich unser Wochenablauf in dem Projekt ein wenig geändert und der Bereich „Office Work“ ist dazu gekommen. Hierbei schauen wir, wie man die Reichweite des Projektes erweitern kann. 2x die Woche kümmern wir uns somit um die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes, suchen nach weiteren Partnerorganisationen im Ausland und überlegen uns eigene Projekte, die wir planen und durchführen.
Unser Schwerpunkt hierbei liegt momentan bei unserem Child Sponsoring-Projekt, welches wir selbst geplant und durchgeführt haben. Nachdem wir allen Kinder Fragen gestellt und eine Website erstellt hatten, machten wir das Thema publik und drehten ein Werbevideo. Unser Ziel ist es, dass alle 35 Kinder im Waisenheim einen eigenen Paten an die Hand bekommen. In den nächsten Wochen werden wir speziell daran arbeiten, ein System aufzubauen und Vorlagen zu erstellen, welche unsere Nachfolger-Freiwilligen zusammen mit einem Mitarbeiter hier aus dem Projekt weiterführen können. Während wir hier in Uganda leben, arbeiten wir zwar eng mit den Kinder zusammen und kümmern uns um eine Vermittlung, doch auch nach unserer Zeit hier soll natürlich dafür gesorgt werden, dass der regelmäßige Kontakt zu dem Paten weiterhin besteht.

Hier also auch nochmal die Einladung an dich: Schau dir unser Video dazu gerne noch einmal an. Wäre das etwas für dich? Eine Patenschaft übernehmen, einem Kind Hoffnung schenken und durch deine Finanzen für die Versorgung vieler Kinder sorgen? Schau dich doch einfach mal hier um und komm auf mich zurück, falls du irgendwelche Fragen hast :)
Meine Herausforderungen bisher
Auch die gehören dazu, wenn zwei Kulturen aufeinandertreffen! Eines der Dinge, die mich hier am meisten stören ist die Tatsache, dass wir die einzigen Weißen hier in der Umgebung sind und wir dadurch überall für Aufmerksamkeit sorgen. Überall, wo man entlang läuft oder etwas tut, schauen die Leute auf einen - und das wird mit der Zeit anstrengend! Im Projekt sind wir mittlerweile schon bekannt und nicht mehr die Neuen, doch spätestens sobald wir das Gelände verlassen, bekommen wir von allen Seiten „Muzungu“ zugerufen und die Kinder kommen zu uns, um uns zu berühren. Auch wenn es von den Menschen nur nett gemeint ist und „Muzungu“ eine nette Begrüßung Weißen gegenüber ist, wünsche ich mir manchmal, einfach durch die Straßen laufen zu können, ohne aufzufallen. Doch das werden wir in dem gesamten Jahr wohl nicht erleben und wir müssen uns daran gewöhnen.

Eine weitere Herausforderung - und das hätte ich vorher nie gedacht - ist für mich teilweise die Arbeit in der Krankenstation. Als ich das erste mal helfen durfte, Infusionen zu legen oder Spritzen zu geben, wurde mir schwindelig und ich musste mich hinsetzen. Auch die nächsten Male in der Krankenstation bei ähnlicher Arbeit, fühlte ich mich nicht besonders gut. Entweder, ich trinke zufällig immer an diesen Tagen zu wenig oder ich verkrafte es nicht gut, diese Arbeiten zu erledigen. Vorher hätte ich nie gedacht, dass ich vielleicht keine Spritzen sehen kann. Doch sollte das tatsächlich der Fall sein, werde ich diese Arbeiten wohl Betty überlassen und mich den bürokratischen Aufgaben in der Krankenstation widmen.
Im Endeffekt gibt es bei weitem mehr Highlights und tolle Erfahrungen, als ich Herausforderungen erlebe. Die Arbeit hier im Projekt ist weiterhin abwechslungsreich und größtenteils sehr entspannt. Ich habe noch so viel mehr zu erzählen und Geschichten erlebt, die du in den anderen Blogbeiträgen lesen kannst. Beispielsweise waren wir auf einer ugandischen Verlobungsfeier eingeladen und durften dieses Fest voll mit Traditionen und interessanten Abläufen miterleben.
Dankesanliegen
Da es erstaunlich wenig zu beklagen gibt, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich zu bedanken. Ich danke Gott, dass wir generell in dem Projekt und besonders auch mit Big John in guten Händen sind und uns mit allen Mitarbeitern gut verstehen. Ich bin dankbar, dass uns in den verschiedenen Aufgabenbereichen sehr viel zugetraut wird und wir eigene Ideen einbringen können. Ich danke Gott, dass der Lockdown gelockert wurde und die Kirchen dadurch offen sein können. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein darf!




Kommentare