Ein Tag im Waisenheim
- Micha Münzel
- 11. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juli 2023

Wie jeden Tag fängt unser Arbeitstag um 9 Uhr an und die Kinder begrüßen Betty und mich. Sofort haben wir an jeder unserer beiden Hände zwei Kinder, die uns in den Innenhof des Kinderheimes führen und uns für die ersten Minuten nicht loslassen möchten. Besonders stressig fängt die Arbeit nicht wirklich an, denn wir beschäftigen uns anfangs erstmal nur mit den Kinder. Wir sitzen auf der Terrasse des Innenhofes und sprechen mit den etwas älteren Kindern Englisch. Alle anderen Kinder sprechen leider nur Luganda und verstehen nur Bruchteile, von dem, was wir erzählen. In solchen Fällen kommt dann die nonverbale Kommunikation ins Spiel, was in den meisten Fällen aber ganz gut funktioniert.
Bekhum, einer der Jungen, kommt auf mich zu, nimmt mich an die Hand und sagt „Kyesumbo“ (was „Schaukel“ bedeutet). Wir wissen beide, was er damit meint und gehen gemeinsam nach draußen. Wir laufen über das Gelände und begeben uns zu den Spielgeräten. Dort stehen einige Schaukeln, eine Rutsche und zwei Karussells. Damit sind wir erstmal für gut eine Stunde beschäftigt. Während dem Spielen kommen ein paar Kühe an den Schaukeln vorbei, doch das ist hier nichts ungewöhnliches. Alle Tiere (Hühner, Kühe, Ziegen, Hunde und ein Truthahn) laufen frei auf dem Gelände herum.

Nachdem der Vormittag vorüber ist, wird es wohl nun bald Essen geben und wir begeben uns in Richtung Essensraum. Heute gibt es wie auch schon am vergangenen Tag „Posho & Beans“. Das Maisbrot zusammen mit den Bohnen ist eines der Hauptnahrungsmitteln in Uganda. Als Variationen gibt es ab und zu auch Reis oder „Matoke“ (Bananenbrei), doch die Bohnen gehören immer dazu. Wenn gerade ein wenig Geld übrig ist, gibt es im Ausnahmefall vielleicht sogar mal Fleisch oder Fisch dazu.
Nachdem sowohl die Kinder als auch die Babys ihr Essen mit den Fingern aufgegessen haben, geht es ab in den Waschraum. Die größeren Kinder duschen selbst, doch die meisten Kinder werden von uns Betreuern neben einem Eimer mit lauwarmem Wasser und Seife gewaschen. Nach einer knappen halben Stunde sind alle Kinder frisch „gebadet“ und Betty und ich gehen weiter in den nächsten Waschraum. Dort wäscht Julie bereits die Wäsche - per Hand natürlich. Wir helfen ihr und hängen die Kleidung anschließend in den Innenhof des Kinderheims auf. Diese Arbeit wird jeden Tag gemacht, damit die Kinder täglich frische Kleidung bekommen.

Betty und ich setzen uns auf die Terrasse neben die Wäsche, lehnen uns an die Wand und entspannen uns ein wenig. Es ist leiser als sonst, denn die Kinder sind alle in ihren Räumen. Üblicherweise ruhen sie sich nach dem Waschen für ca. zwei Stunden aus. Nachdem auch wir uns für einige Zeit ausgeruht haben, nutzen wir die restlichen Minuten, um den Boden zu wischen. Als wir damit fertig sind, kommen die Kinder raus und der Innenhof wird wieder lebendiger.
Ich werfe ein Blick auf die Uhr und sehe, dass es schon 15 Uhr ist. Wie auch die letzen Tage verging dieser mal wieder erstaunlich schnell. Die letze Stunde beschäftigen wir uns noch einmal mit den Kindern, toben mit ihnen und sitzen gemeinsam mit ihnen auf der Veranda. Als es 16 Uhr ist, verabschieden wir uns von allen und machen uns auf den Heimweg. 20 Minuten laufen wir zu Big Johns Haus und wie jeden Tag bekommen wir auch heute wieder auf dem ganzen Weg von allen Seiten „Muzungu“ zugerufen. „Daran müssen wir uns wohl gewöhnen“, sage ich zu Betty.
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