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Der einzige Weiße auf einem riesigen Fußballfeld

  • Autorenbild: Micha Münzel
    Micha Münzel
  • 30. Nov. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Juli 2023

08.09.2021 - „Hast du Lust, morgen nach der Arbeit mit uns Fußball zu spielen?“ Mit dieser Frage fing alles an und natürlich überlegte ich nicht lange, bevor ich Peter, einem der Arbeiter im Projekt, zusagte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich auch zugesagt hätte, wenn ich von dem gewusst hätte, was dort auf mich zukommen wird…

 

Am nächsten Tag, nachdem Betty und ich unsere Arbeit im Kinderheim beendet haben, warten wir an der Hofeinfahrt auf Peter und ein paar weitere Freunde, die mitspielen würden. „Du hast doch gute Fußballschuhe und Sportsachen dabei?“, fragt mich Peter, doch daran hatte ich am morgen nicht gedacht. „Alles gut, ich kann zur Not auch mit meinen Straßenschuhen spielen“, antworte ich ihm, und bin erstaunt, als er mich seltsam anschaut und mir entgegnet, dass sie schon Kleidung für mich finden würden. Langsam fange ich an, mir Gedanken zu machen, ob ich mir der Größe des Fußballspieles tatsächlich bewusst bin. Doch ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Peter mich zum Truck ruft: „Aufsteigen, es geht los!"

Betty und ich setzen uns hinten auf die Ladefläche des kleinen Trucks und fahren die holprige Nebenstraße langsam hoch. Auf der Hauptstraße angekommen, halten wir immer mal wieder kurz an, um noch weitere Mitspieler unseres Teams einzusammeln, bis schließlich die komplette Ladefläche des Trucks besetzt ist. Die vielen Afrikaner sind wahrscheinlich genauso verwirrt, dass dieses Mal zwei Muzungus auf dem Truck mitfahren, wie ich, denn mit so vielen Mitspielern habe ich nicht gerechnet. Doch als wir von der Main Street auf eine weitere holprige Seitenstraße abfahren und auf eine große Wiese fahren, wird mir einiges klar! Wir fahren auf ein riesiges Feld - so groß wie ein original Fußballfeld, an dessen Seitenlinien rechts und links insgesamt über 100 Zuschauer stehen.


Ich frage Peter verdutzt, was das genau für ein Spiel ist und er erzählt mir stolz: „Es ist ein Fußballcup der ganzen Region hier. Wir freuen uns, dass heute mal ein Muzungu bei uns mitspielt!" Ich realisiere, dass seine Begeisterung über mich wohl größer ist als die meine, da ich mit keinem offiziellen Fußballspiel gerechnet hatte. Und es scheint für den Schiedsrichter und das Team anscheinend auch kein Problem zu sein, dass eben einfach mal ein Weißer mitspielt, der bisher bei keinem Training dabei gewesen ist, und einen Mitspieler ersetzt.


Nach ca. einer halben Stunde laufen die Spieler auf das Feld und ich bin erleichtert, als Peter mir erklärt, dass ich erst nach der ersten Halbzeit mitspielen werde. Diese ist allerdings schon nach 30 Minuten vorbei es steht 2:0 für das gegnerische Team. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell: Ich bekomme ein grünes Trikot übergezogen, werde zur linken Sturmposition geschickt und nun stehe ich dort. Als einziger Weißer auf einem riesigen Fußballfeld. Ihr könnt euch vorstellen, wie die Zuschauer auf beiden Seiten des Feldes reagieren. Alle fangen an, laut „Muzungu" zu rufen, zu jubeln und mir Dinge in Luganda zuzuschreien, die ich nicht verstehe.


Ich bin mir unsicher, ob sie mich anfeuern oder es einfach amüsant finden, dort einen Weißen stehen zu sehen. Doch ich habe keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, da der Schiedsrichter das Spiel anpfeift. Während der zweiten Halbzeit ist das gegnerische Team so stark, dass sich fast alle Pässe und Torschüsse auf der anderen Platzhälfte abspielen und ich bekomme leider keine Möglichkeit auf einen Torschuss. Nach den ersten 15 Minuten ruft mich Peter von dem Feld und wechselt mich mit jemandem anderen aus, der in der zweite Hälfte der Zeit spielen wird.


Ich beobachte das Spiel vom Rand aus, doch leider verliert unser Team mit 3:0. Nach etwas über einer Stunde ist das ganze also auch wieder mindestens genauso schnell vorbei, wie es angefangen hat. Es war eine unerwartete Überraschung für mich, auf die ich nicht wirklich vorbereitet war, doch zugleich auch ein Abenteuer und eine ganz neue Erfahrung. Jetzt haben die Dorfbewohner Naminyas jedenfalls noch einen Grund mehr, über uns Muzungus zu plaudern, wie sie es eh schon die ganze Zeit tun.

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